Digitale Klausuren

Einführungsvideo

Einführungsvideo: Digitale Klausuren (von Scarlett Bolten)

Inhaltsübersicht

  • Ziele & Basisinfos
    • Ziele
    • Einsatzformen
    • Definition
    • Vor- und Nachteile
  • Theoretische Einführung
    • Pädagogische Aspekte
    • Rechtliche Aspekte
  • Hauptteil
    • Vorbereitung und Durchführung
    • Regelkreis für E-Klausuren und typischer Ablauf
    • Technische Systeme und Softwareübersicht
  • Möglichkeiten und Grenzen
    • Fazit
  • Materialsammlung & Verlinkung von Tools
  • Abbildungsverzeichnis
  • Literaturverzeichnis

Ziele & Basis-Infos

Ziele

  • Arbeitsersparnis
  • große Gruppen können gleichzeitig geprüft werden
  • schnellere Rückmeldung über Ergebnisse
  • transparente fehlerfreie Prüfungsbewertung
  • automatisierte oder halb automatisierte Auswertung
  • Erstellung von Aufgabentypen unter zur Hilfenahme von Videos, Audios, und anderen digitalen Medien

Einsatzformen

  • Pendant zur schriftlichen Klausur
  • Probeklausur zur Vorbereitung auf eine digitale Klausur (=formatives Assessment)
  • Die digitale Klausur dient der Selbstbewertung innerhalb eines Lernprozesses (=formatives Assessment)
  • Überprüfung von Kompetenzen im Umgang mit spezifischer Fachkompetenz

Definition

Bei einer digitalen Klausur (auch E-Klausur, computergestützte Klausur, online Klausur, e-Testing, e-Examination u.v.m.) handelt es sich um eine Prüfung, bei der sowohl Vorbereitung, Durchführung als auch Korrektur in derselben Software-Anwendung (z.B. moodle, Möbius, YAPS) erfolgen. In der Klausur kommen sowohl multiple choise als auch Fragen mit freier Eingabe über einen Texteditor zum Tragen. E-Klausuren sind das elektronische Gegenstück zu schriftlichen Klausuren. Sie werden i.d.R. am Ende einer Veranstaltungsreihe zur summativen Leistungsbeurteilung eingesetzt und benotet (Schmees, M., Horn,J., 2014, S.62-63)

Vor- und Nachteile

Vorteile:

  • schnellere Rückmeldungen über die Ergebnisse
  • transparentere und fehlerfreie Prüfungsbewertung
  • automatisierte oder halb automatisierte Auswertung
  • handschriftliches Verfassen von längeren Texten entfällt
  • Prüfungsvorbereitung kann durch Fragenkatalog effizient erfolgen
  • mehrfach spurenlose Überarbeitung der Antworten möglich
  • bessere Lesbarkeit der Antworten
  • Freitextfragen können ohne Aufwand direkt vergleichbar nacheinander korrigiert werden
  • leichtere Modifizierung (z.B. durch Erzeugung verschiedener Versionen durch Randomisierung der Fragenauswahl oder der Reihenfolge der Fragen, um ein Abschreiben zu verhindern)
  • einfachere Verwaltung von Prüfungsfragen und -versionen (günstig für Wiederholungsklausuren)
  • Einbeziehung anderer Multimedia-Elemente wie z.B. Bilder, Videos, Landkarten, Interviewausschnitte usw. in hoher Qualität
  • statistische Auswertungen werden erleichtert
  • Organisation der Prüfung wird erleichtert
  • kann langfristig Verwaltungskosten senken

Nachteile:

  • Lernende ohne Computer-Erfahrung und mangelnden Tastatur-Schreibkenntnissen können Nachteile haben
  • hoher Erstaufwand bei der Erstellung der ersten Klausuren
  • eventuell nicht ausreichende technische Möglichkeiten
  • Manipulationsmöglichkeiten der Prüfung durch z.B. Antwortsuche im Internet etc.
  • Teil automatisierte Antworten wie z.B. bei Essays, komplexeren Antworten können die Auswertung erschweren
  • Störanfälligkeit des gewählten Systems z.B. durch mangelnde Internetleistung, Störungen bei der Anmeldung usw.
  • Prüfungsordnung lässt nur bedingt digitale Klausuren zu

Arnold, P., Kilian, L., Thillosen, A., Zimmer, G., 2018, S.327-331

Theoretische Einführung

Pädagogische Aspekte

Rechtliche Aspekte

Checkliste rechtliche Aspekte

Anmeldung

  • Persönliche bzw. schriftliche Anmeldung neben elektronischer Anmeldung vorsehen (für den Fall von technischen Störungen/Systemausfall)
  • Einhaltung der Vorgaben der Prüfungsordnung zu Fristen und Schriftform (kann bei Lernzielkontrollen entbehrlich sein, siehe Ausbildungsordnung Landesschulbehörde)
  • Authentifizierung durch qualifizierte elektronische Signatur, sofern Schriftformerfordernis in der Prüfung vorgesehen ist
  • Login oder PIN/TAN-Verfahren sofern (auch) elektronische Form in der Prüfungsordnung vorgesehen
  • Sicherstellung der Prüfungsvoraussetzungen durch automatischen Abgleich im Prüfungsverwaltungssystem
  • Quittung/Bestätigung für die Anmeldung zum Speichern oder Ausdruck
  • Elektronische Abmeldung ohne Angaben von Gründen nur bis Beginn der Ausschlussfrist vorsehen (in der Schule kann dies entbehrlich sein)

Durchführung

  • Identität des Prüflings überprüfen
  • Informationsvorsprung einzelner Prüflinge ausschließen (gleichzeitiger Start der Klausur)
  • Gleich konfigurierte Rechner stellen
  • Prüfungsdauer einhalten
  • Angemessene Schreibverlängerung bei Systemstörungen gewähren
  • Regelmäßiges Sicherheitsupdate während der Prüfung durchführen
  • Vergleichbare Bewertungsmaßstäbe für vergleichbare Prüflinge anwenden
  • Relative Bestehensgrenze bei Antwortwahlverfahren festlegen
  • Individuelle Klausuren aus standardisierten Aufgabenkatalog erstellen
  • Notenbekanntgabe gegenüber Prüfling per E-Mail bzw. TAN-Verfahren (entfällt bei Lernzielkontrollen in der Schule)

Archivierung

  • Als Ausdruck auf Papier oder als Datei (z.B. in einer Cloud) möglich
  • Prüfungsunterlagen sind vollständig und einheitlich zu speichern
  • Integrität des Inhalts der Datei muss über gesamten Zeitraum gewährleistet werden
  • Format und Datenträger ohne Datenverluste auf dem Stand der Technik halten
  • Speicherfrist nach VwGO (Verwaltungsgerichtsordnung) von 4 Wochen bei erfolgter Rechtsmittelbelehrung und ein Jahr bei unterlassener Rechtsmittelbelehrung einhalten
  • Ggf. längere Speicherfristen nach Satzung/Prüfungsordnung der Hochschule/Landesschulbehörde einhalten

Schmees, M., Horn, J.,2014, S.197-198

Hauptkapitel

Vorbereitung und Durchführung

Regelkreis für E-Klausuren und typischer Ablauf

Abb. 5: Typische Aktivitäten im Klausurprozess, Schmees, M., Horn, J., 2014, S. 63

Es werden besondere Anforderungen bezogen auf Sicherheit und Nachvollziehbarkeit an E-Klausuren gestellt. So müssen verschiedene Aktivitäten und Systeme aufeinander abgestimmt sein. (siehe Abb. 5) Für digitale Klausuren sind daher zwingend verlässliche und notwendige Techniken einzusetzen. Darüber hinaus sollten die Studierenden/Berufsschüler*innen den Umgang mit den verwendeten Systemen gewohnt sein, z.B. durch Probeklausuren oder Übungen. Dieser Regelkreis ist auch auf Berufsbildende Schulen/Berufsschulen übertragbar.

Abb. 6: Verschiedene Angriffspunkte und mögliche Maßnahmen, Schmees, M., Horn, J., 2014, S. 99

Die Durchführung digitaler Klausuren teilt sich in verschiedene Aufgaben und Abschnitte auf. Daran sind unterschiedliche Systeme beteiligt, die sich miteinander austauschen. Dieser Austausch birgt Angriffsfläche für Manipulationen. Die Abb. 6 zeigt typische Abfolgen einer digitalen Klausur und mögliche Bedrohungen und Maßnahmen.

Hier eine kurze Erklärung zu den einzelnen Möglichkeiten:

  1. Ein Prüfling arbeitet vor Ort mit der vorgesehene Hardware, z.B. mit Terminal, Tastatur, Headset etc.
  2. Die Hardware ermöglicht den Zugang zu lokaler Software, z.B. zu Clients eines Assessment-Systems, Arbeitsmittel oder Browser.
  3. Die lokale Software gestattet Zugriff auf einen fernen Assessment-Server, z.B. mit E-Klausur- oder Lernmanagementsystem.
  4. Der Server übermittelt die Ergebnisse an ein Prüfungsverwaltungssystem und Aufzeichnungen an ein digitales Hochschul-/Berufsschularchiv

Angriffspunkte

Fremde Personen: Prüfungen sind i.d.R. Einzelleistungen. Es muss der richtige Prüfling sein und dieser sollte die Prüfung /Klausur in Eigenleistung erbringen

Fremd-Hardware: Es ist darauf zu achten, dass nur zugelassenen Materialien eingesetzt werden.

Fremd-Software: Der Zugriff auf die vom Betriebssystem bereitgestellten Anwendungen auf einem Rechenarbeitsplatz muss eingeschränkt werden

Fremd-Server: Viele Betriebssysteme besitzen Programme/Browser, mit den die Prüflinge auf das WWW zugreifen können, daher sollte dafür gesorgt werden das nur ein Zugriff auf den E-Klausuren Server möglich ist.

Fremdfassung: Aufgrund des Datenschutzes sollte darauf geachtet, dass die Prüfungsergebnisse nicht als Informationssammlung z.B. für den Arbeitsmarkt oder in einer Art von Absolventen*innen Schufa missbraucht wird.

Schmees,M., Horn,J.; 2014; S.100

Beispiele für digitale Klausuren in der Hochschule/ Schule (mit z.B. Microsoft Forms)

Video-Tutorials zu Online-Prüfungen

Technische Systeme und Softwareübersicht

Software

Abb. 7: https://ep.elan-ev.de/wiki/Funktionsumfang_ausgew%C3%A4hlter_E-Assessment-Systeme

Legende: : +: vorhanden/vorgesehen -: nicht vorhanden (+): indirekt vorhanden/herstellbar

Die hier angezeigte Software ist nur eine Auswahl gängiger Systeme.

Hardware

Smartphone, Tablet, Desktop, Laptop , diese Geräte ermöglichen die Durchführung von digitalen Klausuren.

Abb. 8: https://pixabay.com/de/illustrations/imac-ipad-iphone-macbook-laptop-1999636/

Möglichkeiten und Grenzen

Ein idealer Lernprozess kann durch Technologie im Ergebnis optimal unterstützt werden. Eingesetzt als E-Assessment helfen sie, den Stand des Lernens zu bestimmen und so die Lehre besser zu planen, den Lernprozess in eine lernerfolgssteigernde Richtung zu lenken oder am Ende des Lernprozesses  das Lernergebnis festzustellen. Die Qualität eines E-Assessments begründet sich auf Gütekriterien wie Objektivität, Reliabilität und Validität.

Digitale Klausuren können den Komfort  der Beteiligten steigern durch z.B. leichte Verteilung von Aufgaben, mehr Praxisnähe bei der Durchführung (es können Elemente wie z.B. Video, Audio oder Animationen in die Assessments eingebaut werden), leichtere Verwaltung und Wiederverwendung von Aufgaben und dem  Austausch dieser. Es kann auch eine platzsparende Archivierung der Klausuren vorgenommen werden z.B. in einer Cloud.

Eingaben, insbesondere bei offenen Fragen, sind im Vergleich zu handschriftlichen Ausarbeitungen besser lesbar. Geschlossene Fragen können automatisiert werden und so ein schnelles Ergebnis ermitteln. Aufwendiges manuelles korrigieren bleibt dem Lehrkörper auf diese Weise erspart. Ein zufälliges Mischen der Reihenfolge von Aufgaben oder Antwortalternativen erschwert darüber hinaus Täuschungsversuche.

All diesen Vorteilen geht eine umfangreiche Vorbereitung voraus, was einen schnellen Start erschwert. Der Einsatz muss geplant, eine technische Infrastruktur aufgebaut und Aufgaben erstellt werden. Insbesondere die rechtlichen Anforderungen (z.B. die Prüfungsordnung, der Datenschutz) müssen beachtet werden um eine Anfechtbarkeit der Ergebnisse auszuschließen. Letztendlich muss auch Vorsorge getroffen werden um im Falle eines technischen Ausfalls eine Klausur abwickeln und Chancengleichheit gewährleisten zu können.  Es fallen hohe Investitionskosten bei der Implementierung der Technologie an (Geräte, Schulungen, Wartungen, Updates u.v.m.)

Ähnliche Beiträge

Materialsammlung

  • https://www.youtube.com/watch?v=w0QNuwy1RKw&t=940s&ab_channel=Future-Teach
  • https://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.98.5046&rep=rep1&type=pdf
  • https://ep.elan-ev.de/wiki/Funktionsumfang_ausgew%C3%A4hlter_E-Assessment-Systeme
  • https://www.youtube.com/watch?v=A-cBqEEH2g&ab_channel=hochschuldidaktik-online%7CDr.UlrikeHanke
  • https://www.youtube.com/watch?v=Ako6G8vaKQg&ab_channel=fernstudi.tv
  • https://www.youtube.com/watch?v=_7F9UOLbRSk&ab_channel=CaptainMoodle
  • https://www.youtube.com/watch?v=ZRCAJJm8Bi4&ab_channel=UpBilden

Abbildungsverzeichnis

  • Abb.1: Taxonomiestufen nach Benjamin Bloom (Gonschorek, G., Schneider, S., 2003, S. 142 f.)
  • Abb.2: Eigene Darstellung ,angelehnt an Dr. Ulrike Hanke
  • Abb.3: Eigene Darstellung, angelehnt an Dr.Ulrike Hanke
  • Abb.4: in Anlehnung an „Testcenter“ der Universität Bremen (23.01.2015)
  • Abb. 5: Typische Aktivitäten im Klausurprozess, Schmees, M., Horn, J., 2014, S. 63
  • Abb. 6: Verschiedene Angriffspunkte und mögliche Maßnahmen, Schmees, M., Horn, J., 2014, S. 99
  • Abb. 7: https://ep.elan-ev.de/wiki/Funktionsumfang ausgew%C3%A4hlter E-Assessment-Systeme
  • Abb. 8: https://pixabay.com/de/illustrations/imac-ipad-iphone-macbook-laptop-1999636/

Literaturverzeichnis

  • Arnold, Patricia, Killian, Lars, Thillosen, Anne, Zimmer,Gerhard; 2018; Handbuch E-Learning, Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 5.Auflage
  • Gonschorek,Gernot, Schneider,Susanne; 2003; Einführung in die Schulpädagogik und die Unterrichtsplanung, Auer Verlag, Donauwörth, 3.Auflage
  • Schmal,Jörg; 2017; Unterrichten und Präsentieren in Gesundheitsfachberufen Methodik und Didaktik für Praktiker, Springer Verlag, Berlin
  • Schmees, Markus, Horn, Janine; 2014; E-Assessments An Hochschulen Ein Überblick Szenarien Praxis E-Klausur-Recht, Waxmann Verlag, Münster, New York
  • Wolf, Karsten D.; 2007; E-Assessment an Hochschulen Organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen, In: Brahm,Taiga, Seufert,Sabine (Hg.): E-Assessment und E-Portfolio: Halten sie, was sie versprechen?, Universität St. Gallen SCIL (Swiss Center for Inovations in Learning), Arbeitsbericht 13, S.27-40
  • Forgó, Nikolaus, Graupe,Simon, Pfeiffenbring, Julia: Rechtliche Aspekte von E-Assessments an Hochschulen, Juni 2016.
  • Foster, David: Compelling Test Design Technology: Discrete Option Multiple Choice, White Paper, 2014.
  • Haladyna,Thomas M., Downing,Steven M., Rodriguez, Michael C.: A Review of Multiple-Choice Item-Writing Guidelines for Classroom Assessment, in: Applied Measurement in Education, 15(3), 2002, S. 309-334.
  • Hoeren, Thomas Fischer, Malin & Albrecht, Julian: Gutachten zur datenschutzrechtlichen Zulässigkeit von Überwachungsfunktionen bei Online-Klausuren, Projekt Rechtsinformationsstelle Digitale Hochschule NRW, 10.06.2020.
  • Vogt, Michael, Schneider,Stefan: E-Klausuren an Hochschulen: Didaktik – Technik – Systeme – Recht – Praxis, Koordinationsstelle Multimedia, JLU Gießen, 2009.
  • https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/pruefung/pruefungsform/e-pruefung
  • https://ep.elan-ev.de/wiki/Literatur

Über die Autorin

Scarlett Bolten ist eingeschriebene Studentin an der Universität Bremen im Masterstudiengang Berufspädagogik Pflegewissenschaft. Sie hat ihren Bachelor of Arts Pflegewissenschaften ebenfalls an der Universität Bremen erworben. Sie ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und zertifizierte Wundexpertin. Sie hat darüber hinaus an der FU Berlin Rechtswissenschaften studiert.

Im Rahmen des Seminars “Medien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung” wurde dieser Blogbeitrag zum Thema Unterrichtsgestaltung mit digitalen Medien gestalten.

Bei Fragen und Anregungen bitte an folgenden Kontakt wenden:

Christian Staden

In Bezug auf alle hier veröffentlichten Informationen, gilt folgendes:

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